Die Erlöserkirche in Kopenhagen

Det tyske flag på en sejlbåd

 

Die große Barockkirche im Stadtteil Christianshavn ist eine der größtenTouristenattraktionen Kopenhagens. Die Kirche mit der gewundenen Turmspitze ist ein dänisches Nationalkleinod, gleichzeitig aber auch Pfarrkirche einer Gemeinde von etwa 8000 Seelen.1660 verlor Dänemark nach langwierigen blutigen Kriegen den südlichen Teil des jetzigen Schweden, und um die Königsmacht innenpolitisch zu konsolidieren führte Friedrich III. die unumschränkte erbliche Monarchie ein. Seinem Sohn, Christian V., dem erstgeborenen absoluten König, oblag die Aufgabe, den Absolutismus durch großartige Bauten zu festigen. Die Erlöserkirche war sein erstes großes Bauwerk; deshalb findet man sein Monogramm an vielen Stellen der Kirche. Da auch der Elefantenorden durch ihn als herausragendster Orden des Reiches besondere Bedeutung erhielt, zieren Elefanten die Stuckatur und auch den Sockel der Orgel.

Die Architektur der Kirche

Die Erlöserkirche wurde in den achtziger Jahren des 17. Jahrhunderts gebaut und am 19. April 1696 eingeweiht. Die lange Bauzeit lässt sich dadurch erklären, dass der ganze Stadtteil ursprünglich Meeresboden ist, was die Fundamentierung sehr schwierig macht. 
Der vom königlichen Bauintendanten, Lambert van Haven, gewählte niederländische Barockstil ist streng und perspektivisch angelegt. Rote Ziegelsteine auf einem wohlfundierten Grund aus Granit mit Gesimsen aus Sandstein unter dem Dach, ein echtes Templum Salvatoris (Tempel des Erlösers), wo alles seinen rechten Platz hat. Der Grundriss der Kirche ist ein gleichseitiges Kreuz mit Eckkapellen. Der phantasievolle Turm, der 50 Jahre später aufgeführt wurde und selbstverständlich im Plan van Havens nicht vorgesehen war, darf die Aufmerksamkeit von Strenge und Ehrgeiz der Architektur nicht ablenken.
Die Dimensionen des Gebäudes sind nach dänischen Verhältnissen außergewöhnlich: Die Kirche ist mit ihren 36 Metern höher als der Runde Turm. Die Mauern und die vier Säulen im Innenraum basieren auf Feldsteinen, die bis in den Kopenhagener Kalksockel reichen. Die laufende Renovierung des Kirchenbodens (bis zum September 2009) wird auch den Boden auf dem Kalksockel als Fundament einschließen.

Der Altar

Der schwedische Architekt Nicodemus Tessin d. J. hatte seine Ausbildung in Rom erhalten. Er war Sohn des großen Barockarchitekten gleichen Namens und vollendete die von seinem Vater begonnenen Arbeiten am Stockholmer Schloss und am Schloss Drottningholm. Tessin gewann die Zustimmung Christians des V. für sein Altarprojekt, aber wegen der Probleme bei der Fundamentierung des schweren Marmoraltars und wegen der politischen Probleme zwischen Schweden und Dänemark Anfang des 18. Jahrhunderts konnte der Altar erst 1732 fertiggestellt und eingeweiht werden. 
Am Altar Tessins spürt man deutlich den römischen Einfluss. Ein nach oben offener Tempelgiebel umrahmt die dramatische Szene. Der Giebel ist eine getreue Kopie der Fassade der römischen Kirche San Carlo alle Quattro Fontane von Borromini. In dieser Weise wurde der römisch-katholische Borromini zum Ideengeber des Altars und auch des Turms der erzlutherischen Erlöserkirche in Kopenhagen. 
Die Figuren der Altarszene schildern die Ereignisse am Abend des Gründonnerstags im Garten Gethsemani: Jesus betet verzweifelt: "Mein Vater, ist's möglich, so gehe dieser Kelch von mir", während seine Freunde, die Jünger, nach der herrlichen Mahlzeit und dem guten Wein eingeschlafen sind. Jesus weiß, dass er gefangengenommen, gemartert und gekreuzigt wird. Aber seine menschliche Natur versucht diesem Schicksal zu entgehen. Gott gibt ihm eine zweifache Antwort: Ein Engel kommt vom Himmel heruntergeflogen und bringt ihm den bitteren Kelch zum Zeichen, dass er sein bitteres Schicksal vollenden muss. Aber gleichzeitig stellt sich ein Engel stützend hinter ihn, ein Schutzengel.

Der Turm der Erlöserkirche

Der Turm mit der bekannten Turmspitze wurde 1752 eingeweiht, mehr als 50 Jahre nach der Fertigstellung der Kirche. Er ist schon über 250 Jahre eines der international berühmtesten Wahrzeichen Kopenhagens. Seit der letzten großen Restaurierung in den neunziger Jahren des 20. Jahrhunderts zeigen sich Turm und Turmspitze in erneuter Pracht und bieten immer noch den schönsten Blick über die Stadt und noch dazu den, der den größten Schrecken erregt. Auf den Turm hinaufzusteigen, um "den Globus zu streicheln", galt schon immer als Mutprobe. Da die Turmspitze aus Eiche gebaut wurde, schwankt sie ein bisschen bei starkem Wind, was sich auch auf den Magen schlägt, wenn man oben ist. Der Turm der Erlöserkirche ist nicht der höchste in Dänemark (der Kopenhagener Rathausturm ist 14 Meter höher und der Turm des Doms in Århus 3 Meter), aber kein Turm in Dänemark ist schöner als der Erlöserturm, wenn die Abendsonne die Vergoldungen "als eine Zunge aus Gold" strahlen lässt. (de Thurah: Vitruvius III)
Der Architekt Lauritz de Thurah (1706-1759) vollendete mit dem Turm sein größtes Bauwerk. Die Idee dazu kam ihm in der Universitätskapelle der Kirche S. Ivo in Rom, wo Borrominis Renaissanceturm auch die Form eines äußeren Schneckengangs hatte. Borromini baute in Sandstein, de Thurah dagegen wählte Eichenholz, das die große Höhe der Turmspitze ermöglichte.
Die Turmspitze hat die Form einer äußeren Wendeltreppe mit vier Windungen. Während des Aufstiegs ist man von einem vergoldeten Eisengitter geschützt. Ganz oben gibt es den goldenen Globus, wo die ebenfalls vergoldete und fahnenschwingende Christusfigur über die Stadt schaut.
Die Dimensionen des Turmes sind gewaltig: Vom Kirchplatz bis zur Christusfahne sind es 90 Meter, und um den Aussichtspunkt zu erreichen, muss man 400 Stufen hochsteigen, wobei die letzten 150 der äußeren spiralförmigen Treppe folgen. Die Erdkugel an der Spitze fasst 12 erwachsene Männer und hat einen Durchmesser von 2,5 Metern. Die Christusfigur ist 2 Meter hoch. 
Eine alte Legende berichtet, dass de Thurah Selbstmord beging, indem er sich vom Turm hinunterstürzte, angeblich weil sich dieser, entgegen dem Wunsch Friedrichs des V., rechtsherum drehte. Dies entspricht nicht der Wahrheit. Lauritz de Thurah starb sieben Jahre nach der Einweihung an einer Krankheit zu Hause in seinem Bett, verschuldet aber trotzdem von seinen Zeitgenossen respektiert. Und Friedrich V. freute sich sehr über das neue Wahrzeichen der Stadt und der Schifffahrt. Übrigens dreht sich der Turm rechtsherum, wie es sich gehört, wenn man ihn mit der Rechten verteidigen soll, während man sich mit der Linken auf das Geländer stützt. 

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Die Orgel von 1698

Die mächtige Orgelfassade an der Westwand der Kirche ist eine der meist fotografierten Orgeln der Welt. Das drei Etagen hohe Gehäuse enthält ein prächtiges Instrument, gebaut von den Gebrüdern Botzen 1696-98. Eine Orgel ist ein Stück Kunsthandwerk, das gesehen und auch gehört werden will. Mit der Orgel der Erlöserkirche wird das Sichtbare beinahe hörbar. Das imponierende Instrument hat einen großen und eleganten Klang. Die sichtbaren Pfeifen der Orgelfassade sind die Originale von 1698 und damit die ältesten in Kopenhagen. Es ist eine "Stradivarius unter den Orgeln", und wenn die Prinzipalpfeifen der Fassade erklingen, hört man im Raum den Klang von 1698. Diese alten Pfeifen haben auf wunderbare Weise drei Jahrhunderte überlebt. Die großen Stadtbrände, die im 18. Jahrhundert wüteten, erreichten nicht den Stadtteil Christianshavn, und das Bombardement durch die Engländer im Jahre 1807 traf den Stadtteil nicht. Die englische Flotte nahm zwar die Turmspitze aufs Korn, jedoch ohne die Kirche und die Orgel zu beschädigen.
1965 wurde die Orgel von dem Orgelbauer Poul-Gerhard Andersen restauriert, der die alten Pfeifen wieder erklingen ließ, die seit 1889 stumm waren und als reine Dekoration gedient hatten. Jetzt tönen die alten Pfeifen, die geschmiedet und intoniert wurden, als Johann Sebastian Bach im Konfirmationsalter war, bei allen Gottesdiensten und Konzerten in der Erlöserkirche. Auf der Homepage "kirkemusik>orgel" kann man die jetzige Disposition der Orgel sehen.

Das Carillon des Turms

Das Carillon der Kirche ist weltberühmt, weil die Erlöserkirche von allen Kirchen in Dänemark die größte Besucherzahl aufweisen kann, und auch weil dieses Carillon als das erste der Neuzeit im skandinavischen Raum installiert wurde. Der Organist P.S. Rung-Keller (1879-1966) bekam in den zwanziger Jahren des 20. Jahrhunderts die visionäre Idee, dass die einmalige Turmspitze das größte Musikinstrument der Welt enthalten sollte: ein Carillon. Das letzte Carillon in Kopenhagen, "das Singwerk" des Doms, Vor Frue Kirke (Liebfrauenkirche) stürzte während des Bombardements von Kopenhagen durch die Engländer im September 1807 zu Boden. Am Anfang des 20. Jahrhunderts gab es nur noch ein Carillon, nämlich das im Schloss Frederiksborg. 
Spenden der Bürger des Stadtteils und der Carlsbergstiftung machten es möglich, in den Jahren 1928-1933 ein 33-stimmiges Carillon in der Laterne der Turmspitze aufzuhängen. Später konnte die Zahl der Glocken auf 48 erhöht werden. Die 6 größten Glocken sind zusammen mit dem schwingenden Glockengeläut im Glockenstuhl hinter den Luken unter den Zifferblättern der Uhr angebracht. Im Wächterzimmer steht der Stockspieltisch, auf der der Carillonneur spielt, und in der offenen Lanterne darüber befinden sich die übrigen 42 Glocken.
Im Laufe des Jahres geben dänische Carilleuneure jeden Samstag um 16 Uhr Konzerte. Im Sommer aber, von Mitte Juni bis Mitte August, finden die Konzerte um 18 Uhr statt. Hier geben internationale Carillonneure auf den wohlklingenden Glocken Proben ihres Könnens. 1981 wurde das Carillon neu gegossen und genießt seitdem internationale Anerkennung wegen seiner wohlgestimmten Glocken und seiner feinen Mechanik, einem Werk der niederländischen Glockengießerei Petit & Fritsen.